Gier, Begierde

Die Gier ist keine bewundernswerte Eigenschaft. Wer gierig ist, ist auch verkrampft, gönnt sich eigentlich nicht, was er anstrebt, und will es trotzdem. Im Sport führt das zu Niederlagen: wer „zu viel will“, scheitert immer.

Wie kommt aber nun ein Fußball-Trainer, wie etwa Herr Klopp aus Deutschland, jetzt in England, dazu, seinen erfolgreichen Mannschaften solche Gier zu attestieren und zu behaupten, dass sie für den Erfolg ausschlaggebend ist? Während gleichzeitig Selbstbewusstsein, Souveränität und Leichtigkeit konstatiert und bewundert werden?

Leichtigkeit ist mit Gier nicht zu haben, Gier vernichtet, weil angstzerfressen, Souveränität und Selbstbewusstsein. Die größtmögliche Gier einer Fußballmannschaft, die ich beobachten konnte, war die der FC-Bayern-Spieler 2012: da war der Siegeswille zu groß, die Verkrampfung sichtbar, die Gier zu massiv.

Tatsächlich gemeint ist „Begierde“, die lustvolle Variante des Siegeswillens, die zu aller Leichtigkeit imstande ist. Furchtloses Begehren ist die beste „Strategie“ – wenn eine Niederlage gleichgültig ist, ist das Siegen nahe, sobald man ans Verlieren denkt (sobald man etwas zu verlieren hat), ist eine Niederlage nahezu unausweichlich.

Naturgemäß ist die Basis, auf der (nicht nur bei Sport-Mannschaften) die Begierde, souverän und selbstbewusst, wirksam werden kann, das, was gemeinhin gern mit „harter Arbeit“ bezeichnet wird. Auch hier wiederum ist intensive Arbeit gemeint, große Anstrengung, der bei aller Zielorientierung ebenfalls ein lustvolles Element innenwohnen muss, denn tatsächlich harte Arbeit ist selbstzerstörerisch. Hermann Maier hat das einmal, auf eine diesbezügliche Journalistenfrage, so beantwortet, dass es für ihn unmöglich wäre, acht Stunden am Tag am Ergometer zu sitzen, wenn diese Mühsal nicht etwas wäre, was er genießt.

Herr Klopp also irrt mit seiner Gier. Genauso wie er sich geirrt hat, als er, befragt, was denn Hasenhüttl (der Trainer, der von Deutschland nach England gewechselt ist) übersetzt bedeute. Hase „means rabbit“ hat er, ganz richtig, geantwortet. Aber dann: „Hüttl means nothing“, als habe er nie noch was von einer Hütte gehört.